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Маленькие рассказы
Im ganzen war es ein Anblick reinster Kinderunschuld wie sie flogen. Da aber vor dem Himmel alles in seine Elemente zerschlagen wird, sturzten sie ab, wahre Felsblocke.

13. PROMETHEUS
Von Prometheus berichten vier Sagen: Nach der ersten wurde er, weil er die Gotter an die Menschen verraten hatte, am Kaukasus festgeschmiedet, und die Gotter schickten Adler, die von seiner immer wachsenden Leber fra?en.

Nach der zweiten druckte sich Prometheus im Schmerz vor den zuhackenden Schnabeln immer tiefer in den Felsen, bis er mit ihm eins wurde.

Nach der dritten wurde in den Jahrtausenden sein Verrat vergessen, die Gotter verga?en, die Adler, er selbst.

Nach der vierten wurde man des grundlos Gewordenen mude. Die Gotter wurden mude, die Adler wurden mude, die Wunde schlo? sich mude.

Blieb das unerklarliche Felsgebirge. – Die Sage versucht das Unerklarliche zu erklaren. Da sie aus einem Wahrheitsgrund kommt, mu? sie wieder im Unerklarlichen enden.

14. HEIMKEHR
Ich bin zuruckgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pfutze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerat, ineinander verfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Gelander. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tur der Kuche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fuhlst du dich zu Hause? Ich wei? es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stuck neben Stuck, als ware jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschaftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen nutzen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an die Kuchentur zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher uberrascht werden konnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag hore ich oder glaube ihn vielleicht nur zu horen, heruber aus den Kindertagen. Was sonst in der Kuche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je langer man vor der Tur zogert, desto fremder wird man. Wie ware es, wenn jetzt jemand die Tur offnete und mich etwas fragte. Ware ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.

15. DAS STADTWAPPEN
Anfangs war beim babylonischen Turmbau alles in leidlicher Ordnung; ja, die Ordnung war vielleicht zu gro?, man dachte zu sehr an Wegweiser, Dolmetscher, Arbeiterunterkunfte und Verbindungswege, so als habe man Jahrhunderte freier Arbeitsmoglichkeit vor sich. Die damals herrschende Meinung ging sogar dahin, man konne gar nicht langsam genug bauen; man mu?te diese Meinung gar nicht sehr ubertreiben und konnte uberhaupt davor zuruckschrecken, die Fundamente zu legen. Man argumentierte namlich so: Das Wesentliche des ganzen Unternehmens ist der Gedanke, einen bis in den Himmel reichenden Turm zu bauen. Neben diesem Gedanken ist alles andere nebensachlich. Der Gedanke, einmal in seiner Gro?e gefa?t, kann nicht mehr verschwinden; solange es Menschen gibt, wird auch der starke Wunsch da sein, den Turm zu Ende zu bauen. In dieser Hinsicht aber mu? man wegen der Zukunft keine Sorgen haben, im Gegenteil, das Wissen der Menschheit steigert sich, die Baukunst hat Fortschritte gemacht und wird weitere Fortschritte machen, eine Arbeit, zu der wir ein Jahr brauchen, wird in hundert Jahren vielleicht in einem halben Jahr geleistet werden und uberdies besser, haltbarer. Warum also schon heute sich an die Grenze der Krafte abmuhen? Das hatte nur dann Sinn, wenn man hoffen konnte, den Turm in der Zeit einer Generation aufzubauen. Das aber war auf keine Weise zu erwarten. Eher lie? sich denken, da? die nachste Generation mit ihrem vervollkommneten Wissen die Arbeit der vorigen Generation schlecht finden und das Gebaute niederrei?en werde, um von neuem anzufangen. Solche Gedanken lahmten die Krafte, und mehr als um den Turmbau kummerte man sich um den Bau der Arbeiterstadt. Jede Landsmannschaft wollte das schonste Quartier haben, dadurch ergaben sich Streitigkeiten, die sich bis zu blutigen Kampfen steigerten. Diese Kampfe horten nicht mehr auf; den Fuhrern waren sie ein neues Argument dafur, da? der Turm auch mangels der notigen Konzentration sehr langsam oder lieber erst nach allgemeinem Friedensschlu? gebaut werden sollte. Doch verbrachte man die Zeit nicht nur mit Kampfen, in den Pausen verschonerte man die Stadt, wodurch man allerdings neuen Neid und neue Kampfe hervorrief. So verging die Zeit der ersten Generation, aber keine der folgenden war anders, nur die Kunstfertigkeit steigerte sich immerfort und damit die Kampfsucht. Dazu kam, da? schon die zweite oder dritte Generation die Sinnlosigkeit des Himmelsturmbaus erkannte, doch war man schon viel zu sehr miteinander verbunden, um die Stadt zu verlassen.

Alles was in dieser Stadt an Sagen und Liedern entstanden ist, ist erfullt von der Sehnsucht nach einem prophezeiten Tag, an welchem die Stadt von einer Riesenfaust in funf kurz aufeinanderfolgenden Schlagen zerschmettert werden wird. Deshalb hat auch die Stadt die Faust im Wappen.

16. POSEIDON
Poseidon sa? an seinem Arbeitstisch und rechnete. Die Verwaltung aller Gewasser gab ihm unendliche Arbeit. Er hatte Hilfskrafte haben konnen, wie viel er wollte, und er hatte auch sehr viele, aber da er sein Amt sehr ernst nahm, rechnete er alles noch einmal durch und so halfen ihm die Hilfskrafte wenig. Man kann nicht sagen, da? ihn die Arbeit freute, er fuhrte sie eigentlich nur aus, weil sie ihm auferlegt war, ja er hatte sich schon oft um frohlichere Arbeit, wie er sich ausdruckte, beworben, aber immer, wenn man ihm dann verschiedene Vorschlage machte, zeigte es sich, da? ihm doch nichts so zusagte, wie sein bisheriges Amt. Es war auch sehr schwer, etwas anderes fur ihn zu finden. Man konnte ihm doch unmoglich etwa ein bestimmtes Meer zuweisen; abgesehen davon, da? auch hier die rechnerische Arbeit nicht kleiner, sondern nur kleinlicher war, konnte der gro?e Poseidon doch immer nur eine beherrschende Stellung bekommen. Und bot man ihm eine Stellung au?erhalb des Wassers an, wurde ihm schon von der Vorstellung ubel, sein gottlicher Atem geriet in Unordnung, sein eherner Brustkorb schwankte. Ubrigens nahm man seine Beschwerden nicht eigentlich ernst; wenn ein Machtiger qualt, mu? man ihm auch in der aussichtslosesten Angelegenheit scheinbar nachzugeben versuchen; an eine wirkliche Enthebung Poseidons von seinem Amt dachte niemand, seit Urbeginn war er zum Gott der Meere bestimmt worden und dabei mu?te es bleiben.

Am meisten argerte er sich – und dies verursachte hauptsachlich seine Unzufriedenheit mit dem Amt – wenn er von den Vorstellungen horte, die man sich von ihm machte, wie er etwa immerfort mit dem Dreizack durch die Fluten kutschiere. Unterdessen sa? er hier in der Tiefe des Weltmeeres und rechnete ununterbrochen, hie und da eine Reise zu Jupiter war die einzige Unterbrechung der Eintonigkeit, eine Reise ubrigens, von der er meistens wutend zuruckkehrte. So hatte er die Meere kaum gesehn, nur fluchtig beim eiligen Aufstieg zum Olymp, und niemals wirklich durchfahren. Er pflegte zu sagen, er warte damit bis zum Weltuntergang, dann werde sich wohl noch ein stiller Augenblick ergeben, wo er knapp vor dem Ende nach Durchsicht der letzten Rechnung noch schnell eine kleine Rundfahrt werde machen konnen.

17. GEMEINSCHAFT
Wir sind funf Freunde, wir sind einmal hintereinander aus einem Haus gekommen, zuerst kam der eine und stellte sich neben das Tor, dann kam oder vielmehr glitt so leicht, wie ein Quecksilberkugelchen gleitet, der zweite aus dem Tor und stellte sich unweit vom ersten auf, dann der dritte, dann der vierte, dann der funfte. Schlie?lich standen wir alle in einer Reihe. Die Leute wurden auf uns aufmerksam, zeigten auf uns und sagten: »Die funf sind jetzt aus diesem Haus gekommen.« Seitdem leben wir zusammen, es ware ein friedliches Leben, wenn sich nicht immerfort ein sechster einmischen wurde. Er tut uns nichts, aber er ist uns lastig, das ist genug getan; warum drangt er sich ein, wo man ihn nicht haben will. Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht bei uns aufnehmen. Wir funf haben zwar fruher einander auch nicht gekannt, und wenn man will, kennen wir einander auch jetzt nicht, aber was bei uns funf moglich ist und geduldet wird, ist bei jenem sechsten nicht moglich und wird nicht geduldet. Au?erdem sind wir funf und wir wollen nicht sechs sein. Und was soll uberhaupt dieses fortwahrende Beisammensein fur einen Sinn haben, auch bei uns funf hat es keinen Sinn, aber nun sind wir schon beisammen und bleiben es, aber eine neue Vereinigung wollen wir nicht, eben auf Grund unserer Erfahrungen. Wie soll man aber das alles dem sechsten beibringen, lange Erklarungen wurden schon fast eine Aufnahme in unsern Kreis bedeuten, wir erklaren lieber nichts und nehmen ihn nicht auf. Mag er noch so sehr die Lippen aufwerfen, wir sto?en ihn mit dem Ellbogen weg, aber mogen wir ihn noch so sehr wegsto?en, er kommt wieder.

18. NACHTS
Versunken in die Nacht. So wie man manchmal den Kopf senkt, um nachzudenken, so ganz versunken sein in die Nacht. Ringsum schlafen die Menschen. Eine kleine Schauspielerei, eine unschuldige Selbsttauschung, da? sie in Hausern schlafen, in festen Betten, unter festem Dach, ausgestreckt oder geduckt auf Matratzen, in Tuchern, unter Decken, in Wirklichkeit haben sie sich zusammengefunden wie damals einmal und wie spater in wuster Gegend, ein Lager im Freien, eine unubersehbare Zahl Menschen, ein Heer, ein Volk, unter kaltem Himmel auf kalter Erde, hingeworfen wo man fruher stand, die Stirn auf den Arm gedruckt, das Gesicht gegen den Boden hin, ruhig atmend. Und du wachst, bist einer der Wachter, findest den nachsten durch Schwenken des brennenden Holzes aus dem Reisighaufen neben dir. Warum wachst du? Einer mu? wachen, hei?t es. Einer mu? da sein.

19. DIE ABWEISUNG
Unser Stadtchen liegt

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Im ganzen war es ein Anblick reinster Kinderunschuld wie sie flogen. Da aber vor dem Himmel alles in seine Elemente zerschlagen wird, sturzten sie ab, wahre Felsblocke. 13. PROMETHEUSVon Prometheus