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Кары (сборник)
wird er sprechen, >die Meldung von der Exekution erstattet. Ich mochte dieser Meldung nur hinzufugen, da? gerade dieser Exekution der gro?e Forscher beigewohnt hat, von dessen unsere Kolonie so au?erordentlich ehrendem Besuch Sie alle wissen. Auch unsere heutige Sitzung ist durch seine Anwesenheit in ihrer Bedeutung erhoht. Wollen wir nun nicht an diesen gro?en Forscher die Frage richten, wie er die Exekution nach altem Brauch und das Verfahren, das ihr vorhergeht, beurteilt? < Naturlich uberall Beifallklatschen, allgemeine Zustimmung, ich bin der lauteste. Der Kommandant verbeugt sich vor Ihnen und sagt: >Dann stelle ich im Namen aller die Frage.< Und nun treten Sie an die Brustung. Legen Sie die Hande fur alle sichtbar hin, sonst fassen sie die Damen und spielen mit den Fingern. – Und jetzt kommt endlich Ihr Wort. Ich wei? nicht, wie ich die Spannung der Stunden bis dahin ertragen werde. In Ihrer Rede mussen Sie sich keine Schranken setzen, machen Sie mit der Wahrheit Larm, beugen Sie sich uber die Brustung, brullen Sie, aber ja, brullen Sie dem Kommandanten Ihre Meinung, Ihre unerschutterliche Meinung zu. Aber vielleicht wollen Sie das nicht, es entspricht nicht Ihrem Charakter, in Ihrer Heimat verhalt man sich vielleicht in solchen Lagen anders, auch das ist richtig, auch das genugt vollkommen, stehen Sie gar nicht auf, sagen Sie nur ein paar Worte, flustern Sie sie, da? sie gerade noch die Beamten unter Ihnen horen, es genugt, Sie mussen gar nicht selbst von der mangelnden Teilnahme an der Exekution, von dem kreischenden Rad, dem zerrissenen Riemen, dem widerlichen Filz reden, nein, alles weitere ubernehme ich, und glauben Sie, wenn meine Rede ihn nicht aus dem Saale jagt, so wird sie ihn auf die Knie zwingen, da? er bekennen mu?: Alter Kommandant, vor dir beuge ich mich. – Das ist mein Plan; wollen Sie mir zu seiner Ausfuhrung helfen? Aber naturlich wollen Sie, mehr als das, Sie mussen. » Und der Offizier fa?te den Reisenden an beiden Armen und sah ihm schweratmend ins Gesicht. Die letzten Satze hatte er so geschrien, da? selbst der Soldat und der Verurteilte aufmerksam geworden waren; trotzdem sie nichts verstehen konnten, hielten sie doch im Essen inne und sahen kauend zum Reisenden hinuber.

Die Antwort, die er zu geben hatte, war fur den Reisenden von allem Anfang an zweifellos; er hatte in seinem Leben zu viel erfahren, als da? er hier hatte schwanken konnen; er war im Grunde ehrlich und hatte keine Furcht. Trotzdem zogerte er jetzt im Anblick des Soldaten und des Verurteilten einen Atemzug lang. Schlie?lich aber sagte er, wie er mu?te: «Nein. » Der Offizier blinzelte mehrmals mit den Augen, lie? aber keinen Blick von ihm. «Wollen Sie eine Erklarung?» fragte der Reisende. Der Offizier nickte stumm. «Ich bin ein Gegner dieses Verfahrens», sagte nun der Reisende, «noch ehe Sie mich ins Vertrauen zogen – dieses Vertrauen werde ich naturlich unter keinen Umstanden mi?brauchen – habe ich schon uberlegt, ob ich berechtigt ware, gegen dieses Verfahren einzuschreiten und ob mein Einschreiten auch nur eine kleine Aussicht auf Erfolg haben konnte. An wen ich mich dabei zuerst wenden mu?te, war mir klar: an den Kommandanten naturlich. Sie haben es mir noch klarer gemacht, ohne aber etwa meinen Entschlu? erst befestigt zu haben, im Gegenteil, Ihre ehrliche Uberzeugung geht mir nahe, wenn sie mich auch nicht beirren kann.»

Der Offizier blieb stumm, wendete sich der Maschine zu, fa?te eine der Messingstangen und sah dann, ein wenig zuruckgebeugt, zum Zeichner hinauf, als prufe er, ob alles in Ordnung sei. Der Soldat und der Verurteilte schienen sich miteinander befreundet zu haben; der Verurteilte machte, so schwierig dies bei der festen Einschnallung durchzufuhren war, dem Soldaten Zeichen; der Soldat beugte sich zu ihm; der Verurteilte flusterte ihm etwas zu, und der Soldat nickte.

Der Reisende ging dem Offizier nach und sagte: «Sie wissen noch nicht, was ich tun will. Ich werde meine Ansicht uber das Verfahren dem Kommandanten zwar sagen, aber nicht in einer Sitzung, sondern unter vier Augen; ich werde auch nicht so lange hier bleiben, da? ich irgendeiner Sitzung beigezogen werden konnte; ich fahre schon morgen fruh weg oder schiffe mich wenigstens ein. «

Es sah nicht aus, als ob der Offizier zugehort hatte. «Das Verfahren hat Sie also nicht uberzeugt», sagte er fur sich und lachelte, wie ein Alter uber den Unsinn eines Kindes lachelt und hinter dem Lacheln sein eigenes wirkliches Nachdenken

behalt.

«Dann ist es also Zeit», sagte er schlie?lich und blickte plotzlich mit hellen Augen, die irgendeine Aufforderung, irgendeinen Aufruf zur Beteiligung enthielten, den Reisenden an.

«Wozu ist es Zeit?» fragte der Reisende unruhig, bekam aber keine Antwort.

«Du bist frei», sagte der Offizier zum Verurteilten in dessen Sprache. Dieser glaubte es zuerst nicht. «Nun, frei bist du», sagte der Offizier. Zum erstenmal bekam das Gesicht des Verurteilten wirkliches Leben. War es Wahrheit? War es nur eine Laune des Offiziers, die vorubergehen konnte? Hatte der fremde Reisende ihm Gnade erwirkt? Was war es?. So schien sein Gesicht zu fragen. Aber nicht lange. Was immer es sein mochte, er wollte, wenn er durfte, wirklich frei sein und er begann sich zu rutteln, soweit es die Egge erlaubte.

«Du zerrei?t mir die Riemen», schrie der Offizier, «sei ruhig! Wir offnen sie schon. » Und er machte sich mit dem Soldaten, dem er ein Zeichen gab, an die Arbeit. Der Verurteilte lachte ohne Worte leise vor sich hin, bald wendete er das Gesicht links zum Offizier, bald rechts zum Soldaten, auch den Reisenden verga? er nicht.

«Zieh ihn heraus», befahl der Offizier dem Soldaten. Es mu?te hiebei wegen der Egge einige Vorsicht angewendet werden. Der Verurteilte hatte schon infolge seiner Ungeduld einige kleine Ri?wunden auf dem Rucken.

Von jetzt ab kummerte sich aber der Offizier kaum mehr um ihn. Er ging auf den Reisenden zu, zog wieder die kleine Ledermappe hervor, blatterte in ihr, fand schlie?lich das Blatt, das er suchte, und zeigte es dem Reisenden. «Lesen Sie», sagte er. «Ich kann nicht», sagte der Reisende, «ich sagte schon, ich kann diese Blatter nicht lesen.» «Sehen Sie das Blatt doch genau an», sagte der Offizier und trat neben den Reisenden, um mit ihm zu lesen. Als auch das nichts half, fuhr er mit dem kleinen Finger in gro?er Hohe, als durfe das Blatt auf keinen Fall beruhrt werden, uber das Papier hin, um auf diese Weise dem Reisenden das Lesen zu erleichtern. Der Reisende gab sich auch Muhe, um wenigstens darin dem Offizier gefallig sein zu konnen, aber es war ihm unmoglich. Nun begann der Offizier die Aufschrift zu buchstabieren und dann las er sie noch einmal im Zusammenhang. «>Sei gerecht! < – hei?t es», sagte er, «jetzt konnen Sie es doch lesen. » Der Reisende beugte sich so tief uber das Papier, da? der Offizier aus Angst vor einer Beruhrung es weiter entfernte; nun sagte der Reisende zwar nichts mehr, aber es war klar, da? er es noch immer nicht hatte lesen konnen. «>Sei gerecht! < – hei?t es», sagte der Offizier nochmals. «Mag sein», sagte der Reisende, «ich glaube es, da? es dort steht.» «Nun gut», sagte der Offizier, wenigstens teilweise befriedigt, und stieg mit dem Blatt auf die Leiter; er bettete das Blatt mit gro?er Vorsicht im Zeichner und ordnete das Raderwerk scheinbar ganzlich um; es war eine sehr muhselige Arbeit, es mu?te sich auch um ganz kleine Rader handeln, manchmal verschwand der Kopf des Offiziers vollig im Zeichner, so genau mu?te er das Raderwerk untersuchen.

Der Reisende verfolgte von unten diese Arbeit ununterbrochen, der Hals wurde ihm steif, und die Augen schmerzten ihn von dem mit Sonnenlicht uberschutteten Himmel. Der Soldat und der Verurteilte waren nur miteinander beschaftigt. Das Hemd und die Hose des Verurteilten, die schon in der Grube lagen, wurden vom Soldaten mit der Bajonettspitze herausgezogen. Das Hemd war entsetzlich schmutzig, und der Verurteilte wusch es in dem Wasserkubel. Als er dann Hemd und Hose anzog, mu?te der Soldat wie der Verurteilte laut lachen, denn die Kleidungsstucke waren doch hinten entzweigeschnitten. Vielleicht glaubte der Verurteilte verpflichtet zu sein, den Soldaten zu unterhalten, er drehte sich in der zerschnittenen Kleidung im Kreise vor dem Soldaten, der auf dem Boden hockte und lachend auf seine Knie schlug. Immerhin bezwangen sie sich noch mit Rucksicht auf die Anwesenheit der Herren.

Als der Offizier oben endlich fertiggeworden war, uberblickte er noch einmal lachelnd das Ganze in allen seinen Teilen, schlug diesmal den Deckel des Zeichners zu, der bisher offen gewesen war, stieg hinunter, sah in die Grube und dann auf den Verurteilten, merkte befriedigt, da? dieser seine Kleidung herausgenommen hatte, ging dann zu dem Wasserkubel, um die Hande zu waschen, erkannte zu spat den widerlichen Schmutz, war traurig daruber, da? er nun die Hande nicht waschen konnte, tauchte sie schlie?lich – dieser Ersatz genugte ihm nicht, aber er mu?te sich fugen – in den Sand, stand dann auf und begann seinen Uniformrock aufzuknopfen. Hiebei fielen ihm zunachst die zwei Damentaschentucher, die er hinter den Kragen gezwangt hatte, in die Hande. «Hier hast du deine Taschentucher», sagte er und warf sie dem Verurteilten zu. Und zum Reisenden sagte er erklarend: «Geschenke der Damen. «

Trotz der offenbaren Eile, mit der er den Uniformrock auszog und sich dann vollstandig entkleidete, behandelte er doch jedes Kleidungsstuck sehr sorgfaltig, uber die Silberschnure an seinem Waffenrock strich er sogar eigens mit den Fingern hin und schuttelte eine Troddel zurecht. Wenig pa?te es allerdings zu dieser Sorgfalt, da? er, sobald er mit der Behandlung eines Stuckes fertig war, es dann sofort mit einem unwilligen Ruck in die Grube warf. Das letzte, was ihm ubrig blieb, war sein kurzer Degen mit dem Tragriemen. Er zog den Degen aus der Scheide, zerbrach ihn, fa?te dann alles zusammen, die Degenstucke, die Scheide und den Riemen und warf es so heftig

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wird er sprechen, >die Meldung von der Exekution erstattet. Ich mochte dieser Meldung nur hinzufugen, da? gerade dieser Exekution der gro?e Forscher beigewohnt hat, von dessen unsere Kolonie so au?erordentlich