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Aus der Jugendzeit

war Mischa wieder total betrunken und befand sich in vollkommen bewu;tlosem Zustande. Die Gymnasiasten hatten nur einen einzigen dreisp;nnigen Schlitten mit ziemlich hohem Hintertheile. Nun war guter Rath theuer, wo man den K;rper des Bezechten lassen sollte. Einer der jungen Leute schlug nun, wahrscheinlich inspirirt von Erinnerungen an seine klassischen Studien, vor, Mischa mit den F;;en an den Hintertheil des Schlittens zu binden, etwa wie Hektor an den Wagen des sieghaften Achilles gebunden war. Mit gro;em Beifall wurde der Vorschlag angenommen, und die F;;e nach oben gerichtet, den Kopf im Schnee schleifend, an manchen Stellen t;chtig auf den Erdboden aufschlagend, bald nach links, bald nach rechts geworfen, w;hrend der ganzen Fahrt auf dem R;cken liegend; so legte Mischa die ganze etwa zwei Werst betragende Strecke zur;ck, und er bekam nicht einmal einen Husten nach dieser Affaire. Es war, als w;re absolut nichts passirt. Danach mag man beurtheilen, mit welcher schier unverw;stlichen Konstitution ihn die Natur ausgestattet hatte.

V.

Nach seiner R;ckkehr aus dem Kaukasus erschien er wieder in Moskau und zwar in Tscherkessenuniform, mit aufgen;hten Patronenh;lsen auf der Brust, mit dem Dolch im G;rtel und der hohen Pelzm;tze auf dem Kopfe. Obgleich er vollst;ndig aus dem Milit;rdienste geschieden war, trug er dieses Kost;m doch bis an sein Lebensende. Wegen fortgesetzter Unp;nktlichkeit im Dienste hatte er seinen Abschied erhalten. Von Zeit zu Zeit suchte er mich auf, und zwar mit dem ausgesprochenen Zwecke, sich etwas Geld von mir zu leihen. Zu dieser Zeit begannen f;r ihn die wirklichen Lasten und M;hseligkeiten auf dem Wege durchs Leben oder, wie er selbst es nannte, »die sieben Simeonstage«. Jetzt begann auch sein zeitweiliges Auftauchen und Verschwinden, jetzt nahm die Fluth sch;n geschriebener Briefe ihren Anfang, die an alle m;glichen Personen adressirt waren, vom Metropoliten bis herunter zu Bereitern, Stallmeistern und Hebammen. Wo er nur irgend konnte, machte er einen Besuch, gleichviel ob er die Leute kannte oder ob sie ihm vollst;ndig fremd waren. Als lobenswerth mu; dabei allerdings erw;hnt werden, da; er bei solchen Besuchen niemals ein knechtisches, kriechendes Wesen zur Schau trug; just das Gegentheil war der Fall; er trat mit gro;er Sicherheit auf, blickte Jeden heiter und freundlich an und nur der nun schon unvermeidlich gewordene Branntweingeruch, der ihn ;berall hin begleitete, sprach gegen ihn, und ebenso die orientalische Uniform, die sich nach und nach in Lumpen verwandelte.

»Geben Sie mir eine Kleinigkeit, wenn ich es auch nicht verdiene. Gott wird es Ihnen schon lohnen,« sagte er mit freim;thigem L;cheln und ehrlichem Err;then. »Wenn Sie mir nichts geben, so sind Sie ja auch vollst;ndig in Ihrem Recht und ich werde mich auch nicht weiter darum gr;men. Ich werde mir auch ohne Ihre Gabe zu helfen wissen. Gott wird mich unterst;tzen. Es giebt wirklich viele Menschen, die noch weit ;rmer sind als ich und dabei auch viel mehr werth, da; ihnen geholfen werde.«

Besonders bei den Frauen hatte Mischa mit seinem Bittgesuch vielen Erfolg, denn er verstand sich darauf, ihr Mitleid wachzurufen. Nur darf man nicht etwa glauben, da; er ein Lovalace war oder sich einbildete, einer zu sein. O nein, in dieser Hinsicht war er wirklich sehr bescheiden. Ob dieses Temperament ein Erbtheil von seinen Eltern war oder ob darin nur aufs Neue sein Bestreben zum Ausdruck kam, Niemandem etwas Unangenehmes zuzuf;gen, das mu; ich unentschieden lassen; nach seiner Ansicht war es n;mlich die gr;;te Beleidigung, die man einer Frau zuf;gen kann, wenn man mit ihr in zu intimen Verkehr sich einlie;. Sein Benehmen gegen;ber dem weiblichen Geschlecht war h;chst zartsinnig und r;cksichtsvoll. Die Frauen erkannten dies dankbar an und suchten es ihm durch Mitleid und Unterst;tzung in jeder Weise zu vergelten, bis er sie endlich durch seine Unth;tigkeit, seine Trunksucht, durch sein ganzes verzweifeltes Auftreten, ich kann kein anderes Wort finden, abstie;.

In anderer Beziehung dagegen legte er wieder einen fast unglaublichen Mangel an Anstandsgef;hl an den Tag, und so kam er endlich auf der allertiefsten Stufe der Erniedrigung an. Einmal verga; er sich soweit, da; er im Adelskasino zu T. eine B;chse auf den Tisch stellte und daneben eine Tafel mit folgender Inschrift anbrachte:

»Jeder, den die Lust anwandelt, dem altadligen Poltew – die Dokumente ;ber die Herkunft, die Familie u.s.w. liegen zur Ansicht aus – einen Nasenst;ber zu geben, kann diesen feinen Wunsch befriedigen, sobald er vorher einen Rubel in die B;chse geworfen hat.«

Es fanden sich, wie man mich versicherte, eine ganze Anzahl Liebhaber, denen es Spa; machte, dem Edelmann einen Nasenst;ber zu versetzen. Allerdings darf ich hierbei nicht verschweigen, da; Mischa einen dieser Liebhaber, der nur einen Rubel in die B;chse legte, sich dann aber erlaubte, Jenem zwei Nasenst;ber zu geben, zuerst fast erw;rgte und ihn dann zwang, nachdem er endlich losgelassen hatte, ihn um Vergebung zu bitten. Ferner darf man nicht unerw;hnt lassen, da; er einen ganzen Theil des auf diese Weise zusammengeschlagenen Geldes an andere arme Teufel vertheilte. Aber deshalb ist die Taktlosigkeit doch nicht geringer zu beurtheilen.

Im Laufe dieser seiner Fahrt »durch die sieben Simeonstage« suchte er auch einmal sein heimatliches Nest auf, welches er f;r einen Spottpreis an einen damals sehr bekannten Gesch;ftsmann, einen Wucherer und G;terschl;chter verkauft hatte.

Der neue Besitzer war im Hause anwesend nnd als er die Mittheilung erhielt, da; der ehemalige Gutsherr, der allm;lig zum Vagabunden herabgesunken sei, angekommen w;re, gab er strengen Befehl, ihn nicht ins Haus zu lassen und ihn n;thigenfalls sogar mit Gewalt am Eintritt zu hindern.

Mischa erk;lte, da; er ;berhaupt nicht daran denke, ;ber die Schwelle eines Hauses zu schreiten, das schon dadurch entweiht sei, da; ein so ehrloser Schuft es besitze; wenn er aber einen Besuch beabsichtigt h;tte, so w;rde er sich durch kein Verbot und keine Drohung davon abbringen lassen. Er hatte nur die Absicht, den Kirchhof zu betreten und die daselbst befindlichen Gr;ber seiner Eltern zu besuchen.

Auf den Kirchhof traf er einen alten Leibeigenen, der ihn, als er noch ein Kind war, gewartet hatte.

Der Wucherer, der jetzige Gutsbesitzer, hatte den alten Mann von seinem kleinen Geh;fte gejagt, ihm auch jede Unterst;tzung an Korn, Fischen u.s.w., die er bisher erhalten, entzogen und ihn darauf angewiesen, im Stall eines benachbarten Bauern zu n;chtigen. Mischa hatte die Rolle als Gutsherr nur kurze Zeit gespielt; es war ihm deshalb auch nicht gelungen, bei den Dorf- und Hofleuten ein tieferes Gef;hl der Dankbarkeit f;r ihn zu begr;nden. Dennoch aber konnte der alte Diener es nicht ;ber sich gewinnen, fernzubleiben; kaum hatte er von der Ankunft seines ehemaligen Herrn geh;rt, als er auch schon auf den Kirchhof lief. Hier fand er Mischa auf der blo;en Erde zwischen den Grabsteinen sitzen; sofort bat er um die Erlaubni;, ihm die Hand k;ssen zu d;rfen, und dem alten Mann traten die Th;nen in die Augen, als er sehen mu;te, da; der einst so sorgf;ltig gepflegte K;rper seines Wartekindes kaum noch von den nothd;rftigsten Lumpen umh;llt wurde. Mischa sah den alten Diener lange an, ohne ein Wort zu sprechen.

»Timothej!« sagte er endlich. Timothej erzitterte am ganzen K;rper. »Was befehlen Sie, gn;diger Herr?« »Hast Du eine Schaufel, einen Spaten?« »Ich kann ihn herbeiholen. Aber was w;nschen Sie mit einem Spaten zu beginnen, Herr Michael Andrejewitsch?«

»Ich will mir hier ein Grab graben, Timothej, und mich f;r alle Ewigkeit hier zwischen den Gr;bern meiner Eltern zur Ruhe legen; auf der ganzen gro;en Welt ist ja nichts als dies einzige Pl;tzchen mein Eigenthum geblieben. Bringe mir also den Spaten.«

»Sofort!« sagte Timothej und entfernte sich.

Bald kehrte er mit dem verlangten Gegenstande zur;ck und Mischa begann nun zu graben. Timothej stand daneben, hielt sich das Kinn mit der einen Hand und wiederholte immer aufs Neue:

»So ist’s, gn;diger Herr, so ist’s! Dir und mir, uns Beiden ist wirklich nichts geblieben, als dieses Fleckchen Erde hier.«

Mischa grub unverdrossen und warf nur von Zeit zu Zeit die Bemerkung ein:

»Es lohnt sich ja ;berhaupt nicht zu leben. Meinst Du nicht auch, Timothej?«

»Nein, es lohnt sich wirklich nicht. V;terchen,« lautete jedesmal die Antwort.

Die Grube war mittlerweile schon ziemlich tief geworden. Einige Bauern sahen der Arbeit zu, liefen dann zu dem jetzigen Gutsherrn, dem Gesch;ftsmann und Wucherer, und theilten ihm mit, was Mischa beginne. Zuerst wurde der Gutsbesitzer w;thend und wollte zur Polizei schicken. »Das ist ja die reine Profanation!« schrie er einmal ;ber das Andere. Dann aber ;berlegte er es sich und kam dabei wohl zum Bewu;tsein, da; es nicht gerathen sei, mit dem launenhaften Menschen anzubinden und da; er Alles vermeiden m;sse, was etwa einen Skandal hervorrufen k;nne. So beschlo; er denn, in eigener Person auf den Kirchhof zu gehen; das that er denn auch und als er dort Mischa traf, der sich noch immer im Schwei;e seines Angesichts abm;hte das Grab zu vollenden, verneigte er sich sehr tief vor ihm. Mischa aber fuhr fort zu graben, als habe er das Erscheinen seines Nachfolgers im Gutshofe gar nicht bemerkt.

»Michael Andrejewitsch, w;rden Sie mir erlauben zu fragen, was Sie da eigentlich machen?«

»Wie Sie sehen, grabe ich mein Grab.«

»Weshalb?«

»Weil ich nicht Lust habe, noch l;nger zu leben.«

Ganz erstaunt ob dieser Antwort hob der Fragesteller beide H;nde empor.

»Sie w;nschen nicht l;nger zu leben?«

Mischa warf ihm einen drohenden Blick zu.

»Dar;ber k;nnen Sie noch in Erstaunen gerathen? Sie wissen doch sehr gut, da; Sie die Ursache meines Kummers sind. Jawohl, Sie! Jawohl, Du! Du Judas, Du hast es Dir zu Nutze gemacht, da; ich noch jung und unerfahren war! Du hast es benutzt, um mich auszupl;ndern, um mich zu berauben! Und jetzt schindest Du Deine Bauern, da; es einen Stein erbarmen k;nnte! Hast Du diesem hinf;lligen, siechen Greise nicht sein t;gliches Brod geraubt? Jawohl, Du hast es gethan! O Gott im gro;en Himmel! Ueberall Ungerechtigkeit! Nirgends etwas Anderes als Unterdr;ckung und Frevelthat! Da mag denn Alles zu Grunde gehen, Alles und ich dazu! Ich will nicht l;nger leben, ich mag nicht l;nger in diesem Ru;land

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war Mischa wieder total betrunken und befand sich in vollkommen bewu;tlosem Zustande. Die Gymnasiasten hatten nur einen einzigen dreisp;nnigen Schlitten mit ziemlich hohem Hintertheile. Nun war guter Rath theuer, wo