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Aus der Jugendzeit

ihre Bewegungen zeugten von Scheu und Verlegenheit.

»Sie find Frau Poltew?« fragte ich, sie mit einer Handbewegung einladend, Platz zu nehmen.

»Jawohl, mein Herr!« antwortete sie mit leiser Stimme und ohne sich zu setzen. »Ich bin die Wittwe Ihres Neffen Michael Andrejewitsch Poltew.«

»Michael Andrejewitsch ist todt? Seit wann? Aber bitte, nehmen Sie doch Platz.«

Sie lie; sich auf einen Stuhl nieder.

»Vor fast zwei Monaten ist er gestorben.«

»Sind Sie lange mit ihm verheirathet gewesen?«

»Ich habe im Ganzen ein Jahr mit ihm zusammen gelebt.«

»Woher kommen Sie jetzt?«

»Aus der Gegend von Tula. Dort liegt ein Dorf, das Snamonskoje-Gluschkowo hei;t; vielleicht kennen Sie es. Ich bin die Tochter des dortigen K;sters und dort haben auch mein Mann und ich gelebt. Er lie; sich bei meinem Vater nieder. Ja, ein Jahr lang haben wir zusammen gelebt.«

Die junge Frau hielt ihre Hand vor die Augen; die Lippen zitterten leicht. Man sah, da; es sie dr;ngte zu weinen, aber sie bezwang sich und unterdr;ckte die Bewegung mit einem Husten.

»Mein armer Mischa Andrejewitsch hat mich, bevor er aus dem Leben schied, beauftragt, Sie aufzusuchen. Du mu;t auf jeden Fall zu ihm reisen, hat er gesagt. Und dann befahl er mir noch, da; ich Ihnen f;r alle Ihre G;te danken – und da; ich – Ihnen dies hier –« (sie zog ein kleines P;ckchen aus der Tasche) – »dies hier ;bergeben soll – eine Kleinigkeit, die er stets mit sich herumtrug. Und Michael Andrejewitsch hat noch gesagt, Sie m;chten es, wenn es Ihnen gef;llig ist, zum Andenken an ihn annehmen. Sie m;chten, sagte er, das kleine Geschenk nicht zur;ckweisen, denn ein anderes kann er Ihnen nicht machen.«

Das P;ckchen enthielt eine kleine silberne Tasse mit dem Namenszuge von Mischa’s Mutter. Ich hatte die Tasse oft in Mischa’s Hand gesehen und erinnerte mich, da; er einst, als wir von irgend einem armen Teufel sprachen, sagte: »Ja, der ist wirklich arm, denn er besitzt weder Tasse noch Sch;ssel, w;hrend ich doch immer noch dieses T;;chen hier habe.«

Ich dankte der jungen Frau, nahm die Tasse und fragte dann: »An welcher Krankheit starb Mischa? Vermuthlich doch –«

Ich bi; mich auf die Zunge, aber die Frau verstand nur zu gut, was ich hatte sagen wollen. Sie warf einen schnellen Blick auf mich, senkte dann wieder die Augen und sagte mit traurigem L;cheln: »O nein! Seit dem Tage, da er mich kennen gelernt, hat er darauf vollst;ndig verzichtet. Aber wie stand es mit seiner Gesundheit? Sie war vollst;ndig zerst;rt. Sobald er das Trinken aufgab, packte ihn die Krankheit mit grimmigster Gewalt. Und er war doch so vern;nftig, so ordentlich geworden! Immer wollte er meinem Vater helfen – in der Hauswirthschaft, oder im Garten, oder wo es sonst nur irgend etwas zu thun gab. Er sch;mte sich der Arbeit garnicht, obwohl er doch von adliger Geburt ist. Aber woher sollte er die Kr;fte nehmen? Dann wollte er sich als Schreiber besch;ftigen; Sie wissen vielleicht noch, da; er mit diesem Fach sehr vertraut war. Aber seine Hand zitterte, und er konnte die Feder nicht so halten, wie es beim Schreiben n;thig ist. Er machte sich die heftigsten Selbstvorw;rfe. »Wei;e H;ndchen habe ich, sagte er, die H;nde eines richtigen Nichtsthuers, eines M;;igg;ngers. Ich habe Niemandem etwas Gutes erwiesen, Niemandem geholfen, habe niemals gearbeitet! Das war’s, wor;ber er sich am meisten gr;mte. Er sagte: Unser Volk qu;lt und schindet sich ab und wir – was thun wir inzwischen? Ach, Nikolai Nikolajewitsch, er war wirklich herzensgut – und er liebte mich so sehr – auch ich – ach verzeihen Sie –«

Die junge Frau brach in Thr;nen aus. Ich h;tte sie so gern getr;stet – aber wie sollte ich das anfangen?

»Haben Sie ein Kind?« fragte ich endlich.

Sie seufzte.

»Ein Kind? Nein?« – Und ihre Thr;nen fl;ssen noch st;rker.

IX.

Das war das Ende, das mein Neffe Mischa genommen, schlo; der alte P. seine Erz;hlung. Sie werden mir wohl zugeben, meine Herren, da; ich Recht hatte, wenn ich ihn einen »Verzweifelten« nannte. Aber ohne Zweifel geben Sie auch das zu, da; er den Verzweifelten von heut zu Tage durchaus nicht gleicht, obwohl ja nicht ausgeschlossen ist, da; ein Philosoph zwischen beiden Arten verwandte oder sogar gleiche Z;ge herauszufinden vermag. Auf beiden Seiten macht sich derselbe Drang zur Selbstzerst;rung bemerkbar, derselbe Tr;bsinn, dasselbe Unbefriedigtsein mit sich und der Welt.

Aber woher dieses Gef;hl stammt, das ist eine Frage, deren Beantwortung ich auch lieber den Philosophen ;berlassen m;chte.

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ihre Bewegungen zeugten von Scheu und Verlegenheit. »Sie find Frau Poltew?« fragte ich, sie mit einer Handbewegung einladend, Platz zu nehmen. »Jawohl, mein Herr!« antwortete sie mit leiser Stimme und