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Der Duellant

Augenblick an, als wollte er ihr sagen, da; er ihren Auftrag ganz gewi; ausf;hren werde. Mascha ;rgerte sich ;ber sich selbst, und es war ihr zugleich lustig und unheimlich zumute. Kister begann ganz unvermittelt recht hochtrabend ;ber die Liebe im allgemeinen und ;ber die Freundschaft zu sprechen … als er aber die beobachtenden heiteren Blicke Nenila Makarjewnas gewahrte, wechselte er pl;tzlich das Thema.

Das Abendrot leuchtete in grellen, reichen Farben. Vor dem Birkenw;ldchen lag eine gro;e ebene Wiese. Mascha bekam pl;tzlich Lust, »Gorjelki« zu spielen. Man rief Dienstm;dchen und Lakaien herbei; Herr Perekatow stellte sich neben seine Gattin, Kister neben Mascha. Die Dienstm;dchen liefen mit devoten, leisen Schreien; der Kammerdiener des Herrn Perekatow wagte es, Nenila Makarjewna von ihrem Gatten zu trennen; ein Dienstm;dchen lie; sich respektvoll vom gn;digen Herrn fangen; Fjodor Fjodorowitsch blieb unzertrennlich bei Mascha. Sooft er auf seinen Platz zur;ckkehrte, sagte er ihr einige Worte. Mascha, die vom Laufen ganz rot geworden war, h;rte ihm l;chelnd zu und strich mit der Hand ;ber die Haare. Kister fuhr nach dem Abendessen heim.

Die Nacht war still und sternhell. Kister nahm sich die M;tze vom Kopf. Er war sehr erregt; etwas pre;te ihm die Kehle zusammen. »Ja«, sagte er sich schlie;lich beinahe laut, »sie liebt ihn, ich bringe sie einander nahe, ich werde ihr Vertrauen rechtfertigen.« Obwohl er gar keine Beweise f;r eine Neigung Maschas f;r Lutschkow hatte, obwohl er, nach ihren eigenen Worten, in ihr blo; Neugierde weckte, hatte Kister bereits eine ganze Novelle erfunden und sich seine Pflichten vorgeschrieben. Er hatte sich entschlossen, sein Gef;hl zu opfern, um so mehr als er au;er einer aufrichtigen Zuneigung f;r sie vorl;ufig nichts empfand, meinte er.

Kister war tats;chlich imstande, sich selbst einer Freundschaft, einer anerkannten Pflicht zum Opfer zu bringen. Er hatte viel gelesen und bildete sich ein, erfahren und sogar scharfblickend zu sein. Er zweifelte nicht an der Richtigkeit seiner Vermutungen; und er ahnte nicht, wie vielgestaltig das Leben ist und da; es sich nie wiederholt.

Fjodor Fjodorowitsch geriet allm;hlich in Verz;ckung. Er fing an, mit R;hrung an seinen Beruf zu denken. Zwischen einem liebenden, scheuen jungen M;dchen und einem Mann zu vermitteln, der vielleicht nur darum so verbittert ist, weil er noch nie im Leben Gelegenheit hatte, zu lieben und geliebt zu werden; sie einander nahe zu bringen; ihnen ihre eigenen Gef;hle zu erkl;ren und sich dann so unbemerkt zur;ckzuziehen, da; keiner von ihnen die Gr;;e seines Opfers merkte – welch eine herrliche Aufgabe! Das Gesicht des gutm;tigen Tr;umers gl;hte trotz der n;chtlichen K;hle.

Am anderen Tag begab er sich fr;h des Morgens zu Lutschkow.

Awdej Iwanowitsch lag, wie gew;hnlich, auf dem Sofa und rauchte Pfeife. Kister begr;;te ihn.

»Ich war gestern bei den Perekatows«, sagte er ihm mit einer gewissen Feierlichkeit.

»Ah!« entgegnete Lutschkow gleichg;ltig und g;hnte.

»Ja. Sie sind herrliche Menschen.«

»Wirklich?« – »Ich sprach mit ihnen von dir.«

»Ehrt mich sehr; mit wem?«

»Mit den Alten … und mit der Tochter.«

»Ach so! Mit dieser … dicken?«

»Sie ist ein herrliches M;dchen, Lutschkow.«

»Na ja, sie sind alle herrlich.«

»Nein, Lutschkow, du kennst sie nicht. Ich bin noch nie einem so klugen, guten und gef;hlvollen M;dchen begegnet!«

Lutschkow sang durch die Nase: »In dem Blatt aus Hamburg eine Nachricht stand, da; der Feldmarschall M;nnich siegt in Feindesland …«

»Ich sage dir ja …«

»Du bist in sie verliebt, Fedja«, versetzte Lutschkow sp;ttisch. »Durchaus nicht. Ich denke gar nicht daran.«

»Fedja, du bist in sie verliebt!«

»Unsinn! Darf man denn nicht …«

»Du bist in sie verliebt, mein herzliebster Freund!« sang Awdej Iwanowitsch gedehnt.

»Ach, Awdej, wie, sch;mst du dich nicht!« sagte Kister ge;rgert.

W;re es ein anderer, so h;tte Lutschkow noch lauter zu singen angefangen; den Kister aber neckte er nie. »Na, na, sprechen Sie deutsch, Iwan Andrejitsch«, brummte er leise: »Sei mir nicht b;se.«

»H;r mal, Awdej«, begann Kister leidenschaftlich, indem er sich neben ihn setzte. »Du wei;t, da; ich dich liebe.« (Lutschkow verzog das Gesicht.) »Aber eines mi;f;llt mir, offen gestanden, an dir … da; du mit niemand verkehren willst, immer zu Hause sitzt und jede Bekanntschaft mit guten Menschen meidest. Es gibt doch schlie;lich gute Menschen! Zugegeben, da; dich das Leben betrogen hat, da; du erbittert bist – was wei; ich? Du brauchst dich gar nicht einem jeden an den Hals zu werfen; warum sollst du aber alle Menschen ablehnen? So wirst du vielleicht auch mich einmal fortjagen.«

Lutschkow rauchte gleichg;ltig weiter.

»Darum kennt dich auch kein Mensch … au;er mir … ein anderer wird sich vielleicht, Gott wei;, was von dir denken … Awdej!« fuhr Kister nach einer kurzen Pause fort. »Du glaubst nicht an die Tugend, Awdej!?«

»Wie sollte ich an sie nicht glauben … ich glaube an sie wohl …« brummte Lutschkow.

Kister dr;ckte ihm mit Gef;hl die Hand.

»Ich m;chte dich mit dem Leben auss;hnen«, fuhr er mit R;hrung in der Stimme fort. »Du wirst heiterer werden, du wirst aufbl;hen … ja, aufbl;hen. Wie froh werde ich dann sein! Erlaube mir nur, zuweilen ;ber dich und deine Zeit zu verf;gen. Was haben wir heute? Montag … morgen ist Dienstag … am Mittwoch, ja, am Mittwoch wollen wir beide zu den Perekatows hin;berfahren. Sie werden sich so sehr ;ber deinen Besuch freuen … wir werden gut die Zeit verbringen. Jetzt aber gib mir eine Pfeife.« Awdej Iwanowitsch lag unbeweglich auf dem Sofa und blickte zur Decke hinauf. Kister steckte sich eine Pfeife an, trat ans Fenster und begann mit den Fingern an die Scheibe zu trommeln.

»Sie sprachen also von mir?« fragte pl;tzlich Awdej.

»Ja, ja«, antwortete Kister bedeutungsvoll.

»Was sagten sie denn?«

»Was sollen sie gesagt haben? Sie wollen dich gern kennenlernen.«

»Wer denn?«

»Wie neugierig du bist!«

Awdej rief den Diener herbei und lie; sich sein Pferd satteln.

»Wo willst du hin?« – »Nach der Reitbahn.«

»Nun, lebe wohl. Also wir fahren zu den Perekatows, nicht wahr?«

»Meinetwegen«, sagte Lutschkow tr;ge und reckte sich.

»Bravo!« rief Kister aus.

Als er auf die Stra;e trat, wurde er nachdenklich und seufzte tief auf.

Kap. 4

Mascha n;herte sich gerade der Salont;r, als man den Besuch der Herren Kister und Lutschkow meldete. Sie kehrte sofort in ihr Zimmer zur;ck, trat vor den Spiegel … ihr Herz pochte heftig. Das Dienstm;dchen kam, um sie zu den G;sten zu rufen. Mascha trank etwas Wasser, blieb zweimal auf der Treppe stehen und ging endlich hinunter. Herr Perekatow war nicht zu Hause. Nenila Makarjewna thronte auf dem Sofa; Lutschkow sa; im Uniformrock, den Federhut auf den Knien, im Sessel; Kister neben ihm. Beim Erscheinen Maschas erhoben sie sich beide von ihren Pl;tzen – Kister mit dem gew;hnten freundschaftlichen L;cheln, Lutschkow mit einer feierlichen, gezwungenen Miene. Sie begr;;te sie verlegen und ging auf ihre Mutter zu. Die ersten zehn Minuten verliefen gl;cklich. Mascha hatte sich erholt und fing an, Lutschkow zu beobachten. Er beantwortete die Fragen der Dame des Hauses kurz, doch unruhig; er war scheu, wie alle ehrgeizigen Menschen. Nenila Makarjewna schlug den G;sten vor, in den Garten zu gehen, und begab sich selbst auf den Balkon. Sie hielt es nicht f;r notwendig, mit einem Strickbeutel in der Hand hinter ihrer Tochter herzuwackeln, wie es viele gesetzte M;tter tun.

Der Spaziergang dauerte recht lange. Mascha sprach meistens mit Kister, wagte aber weder ihn noch Lutschkow anzublicken. Awdej Iwanowitsch wandte sich kein einziges Mal an sie. Die Stimme Kisters klang erregt. Er lachte und schwatzte auffallend viel. Sie kamen zum Flu;. Etwa einen Klafter vom Ufer wuchs eine Wasserlilie, sie schien auf der glatten, mit den breiten, runden Bl;ttern bedeckten Wasserfl;che zu ruhen.

»Was f;r eine sch;ne Blume!« versetzte Mascha.

Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als Lutschkow seinen Pallasch zog, sich mit der einen Hand an den ;nnen Zweigen einer Weide festhielt, sich mit dem ganzen K;rper ;ber das Wasser beugte und die Bl;tenkrone abhieb.

»Hier ist es tief, nehmen Sie sich in acht!« rief Mascha erschrocken.

Lutschkow trieb die Bl;te mit der Spitze des Pallaschs ans Ufer, ihr dicht vor die F;;e. Sie beugte sich, hob die Blume auf und blickte Awdej mit z;rtlichem, freudigem Erstaunen an.

»Bravo!« rief Kister.

»Ich kann aber gar nicht schwimmen …«, sagte Lutschkow kurz.

Diese Bemerkung mi;fiel Mascha. Wozu hat er das gesagt? fragte sie sich.

Lutschkow und Kister blieben bei Herrn Perekatow bis zum Abend.

In der Seele Maschas ging etwas Neues, noch nie Dagewesenes vor; ihr Gesicht zeigte mehr als einmal nachdenkliches Erstaunen. Sie bewegte sich langsamer als sonst, err;tete nicht unter den Blicken der Mutter – im Gegenteil, sie schien diese Blicke zu suchen und die Mutter zu befragen.

Im Laufe des ganzen Abends zeigte Lutschkow ihr gegen;ber eine eigent;mliche, unbeholfene Aufmerksamkeit; doch selbst diese Unbeholfenheit schmeichelte ihrem unschuldigen Ehrgeiz. Und als sie sich beide, mit dem Versprechen, in einigen Tagen wiederzukommen, empfohlen hatten, ging sie leise in ihr Zimmer und blickte lange erstaunt um sich.

Nenila Makarjewna kam zu ihr herein und umarmte und k;;te sie wie jeden Abend. Mascha ;ffnete die Lippen, als wollte sie der Mutter etwas sagen, sagte aber nichts. Sie wollte ihr sogar etwas gestehen, wu;te aber selbst nicht was. In ihrer Seele regte sich etwas ganz leise. Auf dem Nachttisch stand in einem Wasserglase die Bl;te, die Lutschkow abgeschnitten hatte. Schon im Bette liegend, richtete sich Mascha vorsichtig auf, st;tzte sich auf einen Ellenbogen, und ihre keuschen Lippen ber;hrten die wei;en frischen Bl;tenbl;tter …

»Nun, was sagst du?« fragte Kister am n;chsten Tag seinen Freund. »Haben dir die Perekatows gefallen? Hatte ich recht? Wie? Sag doch was!«

Lutschkow gab keine Antwort.

»Nein, sag doch was!«

»Ich wei; wirklich nicht.«

»H;r doch auf!«

»Diese … wie hei;t sie noch … Maschenjka … ist nicht ;bel.«

»Nun siehst du …«, sagte Kister und verstummte.

Nach f;nf Tagen machte Lutschkow selbst Kister den Vorschlag, die Perekatows zu besuchen. Allein w;re er nicht zu ihnen gegangen; in Abwesenheit Fjodor Fjodorowitschs h;tte er die Unterhaltung f;hren m;ssen, was er aber nicht verstand und es nach M;glichkeit mied.

Beim zweiten Besuch der beiden Freunde war Maschenjka viel ungezwungener. Sie war jetzt im geheimen froh, da; sie ihr Mamachen

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Augenblick an, als wollte er ihr sagen, da; er ihren Auftrag ganz gewi; ausf;hren werde. Mascha ;rgerte sich ;ber sich selbst, und es war ihr zugleich lustig und unheimlich zumute.