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Gespenster

alte Eiche zu…

«Schau dort den Fu;weg», sagte Ellis, «dort, wo der Mond so matt leuchtet und die zwei jungen Birken ihre Zweige herabh;ngen lassen… Wollen wir nicht dorthin?»

Aber ich war so zerschlagen und so v;llig ersch;pft, dass ich nur das eine zu antworten wusste: «Nach Hause… nach Hause ….»

«Du bist zu Hause», erwiderte Ellis.

In der Tat, ich stand vor der T;r meines Hauses und war allein. Ellis war verschwunden. Mein Hofhund lief herbei und beschnupperte mich, heulte dann auf und lief davon…

Mit M;he und Not erreichte ich mein Bett und schlief ein, ohne mich erst auszuziehen.

***

Entsetzliches Kopfweh plagte mich am n;chsten Morgen, und ich konnte kaum meine Beine bewegen. Ich rief nach der alten Haush;lterin.

«Marfa, wie sp;t war es, als ich gestern schlafen ging — kannst du dich erinnern?»

«Wei;t es selbst am besten, V;terchen. Sp;t war’s! Um die Abendd;mmerung verlie;est du das Haus und lange nach Mitternacht erst h;rte ich im Schlafzimmer deine Schuhe klappern. Fast in der Morgenfr;he, ja, ja. Und vorgestern war’s genauso. Ja, ja, da macht dir wohl was zu schaffen.»

Aha, fuhr es mir durch den Kopf, das ist das Fliegen. Da gibt’s also keinen Zweifel mehr.

«Und was h;ltst du von meinem Aussehen heute?» f;gte ich laut hinzu.

«Dein Aussehen? Lass dich anschauen! Etwas schm;ler. Und blass bist du, V;terchen: kein Blutstropfen mehr im Gesicht.»

Es durchfuhr mich… Ich schickte sie weg.

So kann man unversehens verr;ckt werden, ;berlegt ich, still am Fenster sitzend. Ich muss dem ein Ende machen. Es ist zu gef;hrlich. Das Herz pocht so eigent;mlich, und wenn ich fliege, dann ist mir jedes Mal, als sauge jemand daran oder als tropfe etwas aus ihm heraus — so wie im Fr;hling der Saft aus der Birke quillt, wenn man mit der Axt hineinschl;gt. Ellis… Sie spielt mit mir, wie eine Katze mit der Maus… aber ich glaube nicht, dass sie B;ses mit mir vorhat. Ich will mich ihr zum letzten Mal hingeben — noch einmal schauen — und dann…

Um zehn Uhr abends stand ich wieder vor der alten Eiche.

***

Kalt war die Nacht, tr;be und grau, und in der Luft roch es nach Regen. Ich war sehr verwundert, als ich niemand unter der Eiche sah, ich ging einige Male um sie herum, schritt dann bis zum Waldrand und wieder zur;ck und schaute aufmerksam ins dunkel … Aber es war nichts zu sehen. Ich wartete ein wenig und rief dann mehrere Male ihren Namen, rief ihn lauter und immer lauter … und dennoch erschien sie nicht. Ich wurde traurig, und es tat mir fast weh. Die Bef;rchtungen, die mir zuvor in den Kopf gekommen, waren jetzt fort, und ich wollte und konnte mich nicht an den Gedanken gew;hnen, dass meine Gef;hrtin nie wieder zu mir zur;ckkehren w;rde … «Ellis! Ellis! Erscheine!» rief ich zum letzten Mal.

Meine Stimme hatte einen Raben aus seinem Schlaf gest;rt, er fuhr im Wipfel eines danebenstehenden Baumes hin und her und schlug heftig mit den Fl;geln. Aber Ellis kam nicht. Ich lie; den Kopf h;ngen und ging heim. Vor mir dunkelten schon die Weidenb;sche am Teich, und durch die Apfelb;ume schimmerte das Licht in meinem Zimmer und verschwand gelegentlich, fast wie ein Menschenauge, das auf der Lauer war – da h;rte ich pl;tzlich das feine Zischen der Luft, die mit gro;er Schnelligkeit durchschnitten wird, und j;h umfing es mich und riss mich in die H;he: So st;;t ein Falke hernieder und schl;gt die Wachtel … Ellis war es, ihre Wange schmiegte sich an die meine, der Ring ihrer Arme umfing meinen K;rper – und wie ein kalter, scharfer Lufthauch stach ihr Fl;stern in mein Ohr: «Da bin ich ja.»

Schreck und Freude erf;llten mich zu gleicher Zeit … Wir flogen diesmal nicht so hoch wie sonst.

«Wolltest du heute nicht kommen?» fragte ich.

«Du hast dich nach mir gesehnt? Du liebst mich? Oh, dann bist du mein …!»

Ihre Worte verst;rten mich… Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte.

«Ich wurde aufgehalten», fuhr sie fort. «Man bewacht mich.»

«Wer konnte dich aufhalten?»

«Wohin heute?» fragte Ellis, wie immer gab sie auf meine Frage keine Antwort.

«Nach Italien, zu jenem See — wei;t du noch?»

Ellis wendete sich ab und sch;ttelte verneinend den Kopf…

Und da bemerkte ich, dass sie nicht mehr durchsichtig war. Auch ihr Gesicht hatte Farbe bekommen; ;ber der nebelgleichen Bl;sse spiegelte jetzt ein rosiger Hauch. Ich sah ihr in die Augen… und da ;berlief es mich: In diesem Augen regte sich etwas, das den langsamen, unaufhaltsamen und gef;hrlichen Bewegungen einer erstarrten und zusammengeringelt liegenden Schlange glich, die im warmen Atem der Sonne aufzuleben beginnt.

«Ellis!» Ich schrie es fast. «Wer bist du? Sag mir endlich, wer du bist!»

Aber Ellis zuckte nur die Achseln.

Ich ;rgerte mich… und mir kam der Wunsch, mich zu r;chen — und mit dem Gedanken sie zu veranlassen, mit mir nach Paris zu fliegen.

«Ellis», sagte ich laut, «wie ist es, f;rchtest du die gro;en St;dte, f;rchtest du Paris?»

«Nein.»

«Auch die Pl;tze nicht, wo es so hell ist wie auf den Boulevards?»

«Es ist ja kein Tageslicht.»

«Dann bringe mich zum Boulevard des Italiens.»

Ellis schlang das herabh;ngende Ende ihres weiten Ärmels um meinen Kopf. Ein wei;es Dunkel umfing mich und mit ihm der einschl;fernde Geruch des Mohns. Alles war fort; jedes Licht, jeder Laut und fast sogar das Bewusstsein. Nur die Empfindung, dass ich noch lebte, blieb zur;ck, und das war nicht unangenehm.

Als Ellis meinen Kopf aus dem Ärmel befreite, erblickte ich tief unten eine unbeschreibliche Menge auf kleinem Raum aneinander gedr;ngter Geb;ude, und alles voll Glanz, voll Bewegung und L;rm… Paris.

Ich erkannte den Ort, auf den Ellis zuflog, sofort. Der Garten der Tuilerien war es, mit seinen alten Kastanienb;umen, den Eisengittern und Festungsgr;ben. Wir flogen am Palast vor;ber und an der Kirche St. Roch, auf deren Stufen der erste Napoleon zum ersten Male franz;sisches Blut vergoss, und hielten schlie;lich in gro;er H;he ;ber dem Boulevard des Italiens, wo der dritte Napoleon das gleiche mit dem gleichen Erfolg unternommen hatte… Menschenmengen wogten auf den Trottoirs, junge und alte Gecken, Blusenm;nner und Damen in sch;nen Kleidern; die Restaurants und die Kaffeeh;user strahlten in buntem Licht, Omnibusse und Wagen aller Art und Form schossen dahin, und ;berall, wohin der Blick auch fiel, war Glanz und Leben… Dennoch, wie sonderbar, es fiel mir nicht ein, meine reine, dunkle und luftige H;he zu verlassen, und ich versp;rte gar keinen Wunsch in mir, mich diesem menschlichen Ameisenhaufen zu n;hern. Es war mir, als stiege von dort ein hei;er, schwerer, blutroter Dampf auf, halb Parf;m und halb Gestank: zu viele Leben dr;ngten sich hier an einem Platz. Ich zauderte… Da erreichte mich in meiner H;he die Stimme einer Stra;en-Lorette, grell wie das Klirren von Eisen auf Eisen, schamlos und kreischend, und stach mich wie der Stachel eines widerlichen Insekts, und sogleich stellte ich es mir vor, das starre, gierige und flache Pariser Gesicht mit den Augen des Geizes und all die Schminken und Salben, das hochgesteckte Haar und den knalligen Strau; aus k;nstlichen Blumen am Hut, die wie Krallen geschnittenen Fingern;gel… Und sogleich sah mein inneres Auge auch einen meiner Steppen-Landsleute mit l;cherlichen Spr;ngen dieser k;uflichen Puppe nachlaufen. Ich sah ihn, wie er, seine Verlegenheit durch konfuse Grobheit kaschierend, sich alle M;he gab, die Manieren der Gracons zu kopieren — und ein Gef;hl des Abscheus kam ;ber mich… Nein, hier brauchte Ellis auf niemanden eifers;chtig sein…

Wir hatten uns inzwischen langsam gesenkt… Paris b;umte sich uns mit all seinem L;rm und Qualm entgegen…

«Halt!» rief ich Ellis zu. «Kannst du diese Sch;le ertragen?»

«Du batest mich doch, dich hierherzubringen!»

«Ich nehme den Wunsch zur;ck. Ich bitte dich Ellis, trage mich fort von hier!»

«Schau nur», entgegnete Ellis, «wir sind schon gar nicht mehr ;ber Paris.»

Und so war es. Eine dunkle Ebene, durchschnitten von den wei;en Linien der Landstra;en, fegte dort vor;ber, und weit hinten am Horizont gl;nzte wie eine Feuersbrunst der Widerschein des Lichtermeers von Paris.

***

Wieder fiel die H;lle ;ber meine Augen… Wieder kam das Vergessen ;ber mich… und wieder das Erwachen.

Dort unten — ein Park, Alleen, gestutzte Lindenb;ume, hier und da T;nnchen, zugeschnitten wie Schirme, S;ulenhallen und Tempelchen, Statuen von Satyrn und Nymphen, Rokoko-Tritonen, hervorsteigend aus barock angelegten Teichen, deren Ufer von niederen Balustraden aus schwarz gewordenem Marmor eingefasst waren. Nein, das war nicht Versailles. Hinter den Wipfeln dichtbelaubter Eichen schaute ein kleines Schl;sschen vor. Tr;be und neblig schien der Mond, und ;ber dem Erdboden lag ein feiner Dunst. Doch das Auge vermochte nicht zu unterscheiden, woher er stammte, ob es Mondschein war oder Nebel. Auf einem der Teiche schlief ein Schwan: wei; wie Steppenschnee, ;ber den der Frost gefahren ist, schimmerte sein R;cken, am Fu;e der Statuen aber funkelten im bl;ulichen Schatten die kleinen Edelsteine unz;hliger Leuchtk;fer.

«Wir sind bei Mannheim», sagte Ellis. «Und hier ist der Schwetzinger Park.»

In Deutschland also, dachte ich und horchte hinunter. Totenstille, einsam nur und unsichtbar pl;tscherte ein Springbrunnen. Es war, als bekr;ftige er unaufh;rlich ein und dasselbe: «Ja, ja, ja — so ist das.» Und pl;tzlich glaubte ich inmitten einer der Alleen zwischen den zierlich beschnittenen gr;nen Hecken ein Paar zu sehen: der Kavalier auf roten St;ckeln, in goldverbr;mtem Rock mit wei;en Spitzenmanschetten, den leichten Stahldegen an der rechten Seite, reichte einer Dame im gebl;mten Reifrock, deren Haar hochgesteckt und gepudert war, grazi;s den Arm… Seltsam und bleich waren ihre Gesichter… Ich wollte sie n;her betrachten… Sie waren pl;tzlich verschwunden, und nur das Wasser rauschte wie zuvor.

«Wandernde Tr;ume», fl;sterte Ellis. «Gestern waren es ihrer viel mehr… Viel, viel mehr. Heute fliehen sogar die Tr;ume das menschliche Auge. Weiter! Weiter!»

Wir stiegen auf, und wieder ging’s dahin. So sanft, so gleichm;;ig war diesmal unser Flug, dass es mir vorkam, nicht wir bewegten uns. sondern als k;me uns alles entgegengeflogen. Dunkel, wellig und bewaldet tauchten Berge vor aus auf, wuchsen empor und schwammen auf uns zu, flossen dann zu unseren

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